Ventilabriss - der Schwächere gibt nach

Kolben und Ventile sind die besten Freunde – solange sie auf Abstand bleiben. Bei zu viel Nähe knallt’s! Obwohl es eigentlich nicht passieren sollte, kommt es immer wieder vor, dass der Kolben auf ein nicht vollständig geschlossenes Ventil trifft und es beschädigt oder sogar abreißt. Die Folgen können teuer werden!

Ein ungleicher Kampf: Kolben vs. Ventil

Der Viertaktmotor kann nicht ohne sie: Ventile sind notwendige Bauteile um den Gaswechsel – sprich den Austausch von frischer Ansaugluft und Abgasen aus dem Zylinder – zu ermöglichen. Dabei ist es überlebenswichtig für das Ventil, dass es dem Kolben nicht in die Quere kommt, denn ein Zusammentreffen dieser beiden geht selten gut aus!

Ist der Kolben auf dem Weg in den oberen Totpunkt, sollten die Auslassventile durch die Nockenwelle bzw. die Ventilfedern wieder geschlossen werden. Trifft der Kolben trotzdem auf ein noch nicht vollständig geschlossenes Ventil, gibt der Schwächere nach – in diesem Fall das Ventil.

Kolbenkollision - aber warum eigentlich?

Die häufigsten Ursachen für die oben beschriebenen Ventilaufschläge sind:

  • Falsche Steuerzeiten: z. B. Zahnriemen oder Steuerkette übersprungen
  • Gerissener Zahnriemen: z. B. durch überzogenes Wechselintervall
  • Gelängte Steuerkette: z. B. durch Verschleiß der Kettenglieder
  • Überdrehzahl: z. B. durch versehentliches Runterschalten in einen zu niedrigen Gang
  • Einbaufehler: z. B. durch Abstellen des Zylinderkopfs auf den geöffneten Ventilen
  • Fehler bei der Motorinstandsetzung: z. B. Zylinderkopf geplant und Ventilrückstand nicht angepasst

Folgen des Kolbencrashs

Je nach Drehzahl, Ventil-Anordnung, Kolben- und Brennraumform kann der Schaden unterschiedlich ausfallen. Im günstigsten Fall werden nur die Ventile verbogen. Richtig tief in die Tasche greifen muss man, wenn der Ventilteller abbricht und in den Zylinder fällt. Dann werden Kolben und Zylinderkopf stark beschädigt und müssen auf jeden Fall ersetzt werden. In manchen Fällen wird der Einschlag des Ventils auf den Kolben so weit übertragen, dass sogar die Nockenwelle und Hydrostößel in Mitleidenschaft gezogen werden. Dann hilft nur noch die Grundsanierung des Motors.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Selbst wenn nur die Ventile verbogen sind und sonst kein anderer Schaden festzustellen ist, sollten alle umliegenden Bauteile unbedingt überprüft werden. Verformungen und Beschädigungen an den Ventilführungen, Ventilsitzen und Hydrostößeln sind nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen und müssen daher genau begutachtet werden!

Grundsätzlich gilt: Auch wenn z. B. nur ein Auslassventil einen Aufschlag aufweist, müssen trotzdem alle Auslassventile ersetzt werden! Wer hier spart, zahlt später einen hohen Preis.